Die fotografierende Arbeitsministerin

Muriel PEnicaud im Garten barfuss übend.

Autor: Michael Guggenheimer

Muriel Pénicaud, ehemalige französische Arbeitsministerin, wird als zukünftige Direktorin der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in Genf gehandelt. Noch ist, so berichtet die NZZ am 5. Juli 2021, nichts entschieden. Aber immerhin, Pénicaud war schon in Genf und hat sich bei der ILO umgeschaut.

Pénicaud, früher eine hochrangige Managerin in der Privatwirtschaft, war von 2017 bis 2020 französische Arbeitsministerin unter Präsident Macron. Sie hat Geschichte und Pädagogik studiert, sich später für ein Zweistudium der Psychologie entschieden. Zudem interessiert sie sich besonders für Fotografie und ist eine leidenschaftliche Fotografin. Dazu die NZZ: «Mit Genderthemen beschäftigt sie sich auch in der Fotografie. Zwei Ausstellungen mit eigenen Werken hat sie bisher organisiert, eine über Frauen, eine über Vögel. Für letztere legt sie sich am liebsten in einem Park ausserhalb von Paris auf die Lauer, wo unzählige Zugvögel vorbeifliegen».

Auf der Site von Vallis Clausa Fine Art sind Fotografien von Muriel Pénicaud zu sehen. Jede ihrer Fotografien, die Auflage beträgt jeweils acht Exemplare im Format 42 x 59.4 cm, kostet 920 Euro, wobei die ehemalige Ministerin nicht auf ihre Einnahmen als Fotografin angewiesen ist. Das Geld kommt einer Stiftung zugute, die sich um den Betrieb einer der letzten Papiermühlen Frankreichs kümmert. Zu sehen sind auf ihren Bildern Vögel im Anflug in vielen Variationen. Gewiss keine Amateurbilder. Es sind Bilder, für die man als Fotografin viel Geduld aufbringen musste, denn die Bilder wurden alle in der freien Natur aufgenommen und nicht etwa in einer Voliere.

Die Fotografie und das Schreiben seien ihre grossen Leidenschaften, schreibt ihre Galerie. Pénicaud hat nicht nur in der Galerie, deren Mitgründerin sie ist, ausgestellt. Die Liste der Ausstellungen der ehemaligen Ministerin lässt sich sehen, hat sie doch ihre Vogelbilder in Châteauvillain, Fontaine de Vaucluse, Paris, Tokyo und Peking ausstellen können. Ihre erste Ausstellung mit Fotografien von Vögeln in Paris hatte den Titel Wind under the Wings. Die Bilder hat sie in den Jahren 2014 bis 2017 auf verschiedenen Reisen gemacht. Eine andere Ausstellung galt Frauenfotos.

Zusätzlich zu den Vogelbildern hatte sich Muriel Pénicaud während ihrer Amtszeit als Ministerin einen Spass daraus gemacht, nach Regierungssitzungen Fotos zu machen. Es sind Bilder von den Pressefotografen, die vor dem Regierungsgebäude auf die Regierungsvertreter warten, die das Gebäude verlassen. Die Fotografen warten auf die Gelegenheit, Bilder zu machen und Fragen zu stellen. Pénicaud hatte Mitleid mit der Gruppe der Medienleute, die manchmal Stunden im Schneegestöber oder in der glühenden Sonne warten mussten. Noch hat sie diese Bilder nicht ausstellen können, die eine Ode sei an die Journalisten und Fotografen sein sollen.

Ihre ersten Fotografien hat Pénicaud im Alter von elf Jahren aufgenommen und zwar mit einer Polaroid, die sie zum Geburtstag erhalten hat. Sie erinnert sich noch genau daran, wie sie die Kamera zu Weihnachten bekommen hat und mit ihr in den Schnee losgezogen ist, um alles festzuhalten, was sie auf einem Spaziergang sehen konnte.

Auf die Frage, was ihr an der Fotografie besonders gefalle, gab sie zur Antwort: Fotografieren sei wie eine Kunst, die fast jederman wagen könne und deren Resultate sich heutzutags sofort sehen liessen. Fotografie sei etwas emotional bewegendes und voller Fragen, sie könne Geschehenes sichtbar festhalten, könne Phantasien anregen. Dass Muriel Pénicaud keine Hemmung vor dem Fotografiert werden hat, zeigt ein Bild, das in der Zeitschrift Paris Match erschienen ist: Die Ministerin it blossen Füssen auf einer Wiese vor einem Regierungsgebäude beim Tai Chi. Kaum war das Bild in den sozialen Netzen gelandet, wurde es mehrfach adaptiert: jetzt stand sie am Strand in der Tai Chi Stellung oder auf einem Pfahl, bei dem nicht klar war, ob sie nur mit Hilfe eines Helikopters oder eines Krans hinaufkommen konnte. Muriel Pénicaud nimmt es locker, wenn sie in den Social Media «verarbeitet» wird.

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