«Nein, es sind keine gemalten Bilder. Aber auch nicht reine Fotografien. Es handelt sich hier um Zwischenformen.» Das sagt die niederländische Fotografin Tessa Posthuma de Boer. Sie hat die Buchumschläge zu den niederländischen Ausgaben von Hilary Mantels preisgekrönten Romanen «Wölfe», «Falken» und «Spiegel und Licht» mit ihren Fotokreationen versehen. Auf den Bookcovern sind drei Hauptpersonen aus den Bänden der Trilogie zu sehen, so echt, dass man meinen könnte, sie würden sich gleich in Bewegung setzen: Es sind der englische König Heinrich VIII, seine zweite Frau Anna Boleyn und Thomas Cromwell, sein Berater und seine rechte Hand.
Drei Bände umfassen Mantels Thomas-Cromwell-Romane, die ihr Opus Magnum über das England des 16. Jahrhunderts, die Zeit der Tudors sind. Für „Wölfe“ und „Falken“, die beiden ersten Bände, hat sie jeweils den Booker-Preis gewonnen – sie war die erste britische Autorin in der Geschichte dieser renommierten Auszeichnung, der diese doppelte Ehre widerfuhr. Nelleke Geel, Verlegerin vom Meridiaan Uitgevers in Amsterdam, hat sich entschieden – anders als die Bände der englischen oder deutschen Ausgabe – die drei Romanbände mit Porträts der drei Hauptprotagonisten von Hillary Mantels Trilogie zu gestalten.
FotografinTessa Posthuma de Boer hat die Porträts der drei Protagonisten nach eigener Art interpretiert, wobei sie sich im Stil auf Porträts stützte, die Hans Holbein der Jüngere im 16. Jahrhundert in England gemalt hat. Ihre Porträts sind digitale Collagen, angelehnt an die Malerei Holbeins und zusammengesetzt aus Details von Dutzenden Porträtierten: Hier hat sie ein Ohr geliehen, dort eine Nase, da ein Kinn und dort die Augen. Die Vorbilder für ihre Fotodetails hat sie in ihrer Umgebung gefunden. «Ich sehe zum Beispiel jemanden, von dem ich denke, er habe etwas von Thomas Cromwell, und dann frage ich ihn, ob er einverstanden wäre mit einer Fotografie. In vielen Versuchen nähert sie sich den Gemälden, die Holbein in England geschaffen hat. So viele Teilbilder verwendet sie in ihren Bildkompositionen, dass man am Ende die real existierenden Personen, die ihr Modell gestanden sind, nicht wiedererkennt.
Die Kleider ihrer historischen Personen und den Schmuck setzt sie zusammen aus gefundenen Kleidungsstücken in Secondhandshops und Fundstücken an Kleider- und Flohmärkten. So gut sind ihre Porträts beim Publikum angekommen, dass Tessa Posthuma de Boer auch weitere Personen vom englischen Hof, die in Hillary Mantels Trilogie vorkommen, porträtiert hat, obschon sie ihnen ja nie begegnet ist und diese nie porträtiert wurden. Alle sechs Ehefrauen von Heinrich VIII sind mittlerweile porträtiert, ebenso Lordkanzler Thomas Morus.
Autorin Hilary Mantel meinte zu Tessa Posthuma de Boers Porträts: “Tessa’s Tudor faces – so real, so recognizable – have made me smile and also brought tears into my eyes. When you see the magnificent portraits of the Tudor court made by Holbein and the other masters, you are impressed and enlightened – but you cannot imagine the subjects moving out of their positions, or having a conversation with you, or acknowledging your existence at all; we are looking at them, but they are oblivious to us. In Tessa’s playful, clever re-creation, they seem ready to move and speak. They are as close and solid as someone you might pass in the street. And yet they preserve their unique dignity, their individuality. They are long gone, but suddenly present, and looking at us.”
Tessa Posthuma de Boer studierte Fotografie an de Gerrit Rietveld Academie.in Amsterdam. Sie arbeitet als Porträtfotografin für zahlreiche Auftraggeber. Sie hat im Auftrag von holländischen Verlagen zahlreiche Autorinnen und Autoren fotografiert. Ihre Fotos sind an zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Sie hat eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Darunter das Buch «222 Writers. Literary Portraits» zusammen mit ihrem Vater, dem Fotografen Eddy Posthuma de Boer.
Anne Boleyn im grossen Bild und Thomas Cromwell, beide Porträts von Tessa Posthuma de Boer. http://posthumadeboer.com/
Eingeworfen am x.x.202x
Auf der Website von http://posthumadeboer.com/ bin ich auf ein Porträt gestossen, welches mich sehr an das Facebook-Profilbild des Autors dieses Blogs erinnert. Ein Trend?