Grossformatig auf 1300 M. über Meer

Auf einer Wiese steht eine riesige Fotografie von einer Blüte, aufgespannt auf einer Plane.

Autor: Michael Guggenheimer

FORMAT heisst die Open-Air-Fotoausstellung auf dem knapp 1300 Meter hohen Mont-Soleil im Berner Jura hoch oberhalb von Saint-Imier, die im Sommer 2020 zum zweiten Mal stattfindet. Elf Schweizer Fotografinnen und Fotografen zeigen unter freiem Himmel grossformatige, auf Planen gedruckte und aufgespannte Fotografien. Weil die benutzten Planen kleine Löcher aufweisen, sieht man je nach Tageslicht die Landschaft, die hinter den Fotografien liegt, was eine manchmal – je nach Bewölkung – faszinierende, manchmal irritierende Wirkung hat. Ein gemeinsames Thema für die Einreichung der Fotografien war von Seiten der Organisatoren nicht vorgegeben.

Wer von St.Imier mit der Seilbahn auf dem Mont Soleil ankommt, der sieht zuerst die zwei grossflächigen Fotografien mit dem Titel «La Femme au nom effacé», die Frau mit dem ausradierten Namen, der Westschweizer Fotografin Virginie Rebetez. Zu sehen ist die Fotografie einer Urkunde aus dem 17. Jahrhundert. Unten auf der Seite wurde der Name einer Frau absichtlich ausradiert und weggerissen, damit man für alle Zeiten vergesse, wer sie war. Was man aber doch weiss: Die Frau, deren Name vernichtet wurde, war eine Hebamme, die einer jungen, von einem reichen Onkel vergewaltigten Verwandten, zu einem Abort verhalf. Die Familie der Hebamme sollte mit dem Ausradieren des Namens nicht in Schwierigkeiten geraten.

Der Genfer Fotograf Christian Lutz ist bei FORMAT mit der Fotografie von zwei Migranten vertreten, die in den Bergen unterwegs sind, vielleicht auf der Flucht vor der Polizei und unterwegs durch die Schweiz nach Deutschland? Fotografin Sophie Brasey hat für ihren Beitrag das Thema «Confinement / Lockdown» gewählt. Das von der Regierung geforderte «Social Distancing» wird mit Bildern von einsamen Menschen beschrieben. Graziella Antonini setzt sich in einer Fotoserie mit Pflanzen, Samen und Steinen auseinander. Als sie eines Tages ihren Wagen unter einem Tulpernbaum parkte, lag eine Blüte auf ihrem Wagen. «Das war das erste Mal, dass ich diese Blüten genauer anschaute», sagt sie und zeigt mit ihrer Hand auf die Blüte. Fotografin Prune Simon-Vermot setzt ein grossformatiges Porträt eines Jungen in die Landschaft, mit dem sie das Gespräch über Autismus und über die Situation von Autisten in der Gesellschaft in Gang setzen will.

(FORMAT soll in Zukunft als Fotobiennale stattfinden. Bis 16.8.2020. Dokumentation an der Bergstation der Funiculaire St.-Imier-Mont-Soleil).

Eingeworfen am 7.7.2020

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