Von Katrien de Blauwer (*1969) heisst es jeweils, sie sei eine «photographe sans caméra» oder « a photographer without a camera». Ihre Fotoarbeiten kann man an Fotoausstellungen in Museen und Galerien sehen, auch wenn die Künstlerin wirklich nicht mit einer Kamera hantiert.
Katrien de Blauwer, geboren in der kleinen belgischen Stadt Ronse, sammelt Bilder aus alten Zeitschriften und Zeitungen, die sie wiederverwertet, zu neuen Bildern zusammenfügt. An der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten te Antwerpen hat sie sich mit Mode und der Kunst des Collagierens befasst. Fotoausschnitte von menschlichen Körpern wie Beine, Hände, Köpfe, Rücken oder Füsse und Situationen, in denen Frau und Mann vorkommen, setzt sie neu zusammen, collagiert sie und setzt mit einem Pinsel deutlich Farbstriche hinzu, ohne aber malen zu wollen. Bilder, die gewissermassen ausgedient haben, setzt sie zu neuen Geschichten zusammen. Es sind häufig geheimnisvolle Geschichten von Menschen, von Verführungen.
De Blauwers Bilder sind Fotomontagen, die aber nicht am Computer hergestellt wurden. Manche ihrer Bilder wirken dank eines leichten Gelbstichs ältlich, auch wenn sie alles andere als alt sind. Und doch will diese Patina verdeutlichen, dass die Geschichten, die sie erzählt, in der Vergangenheit stattgefunden und sich in einer längeren zeitlichen Dimension entwickelt haben. Ohne Autorin der Fotografien, die sie zeigt, zu sein, übernimmt sie vorhandene Bilder und integriert sie zu eigenen Bildern und Geschichten, die manchmal auch Momente ihrer eigenen Biografie sind.
Eine ihrer Arbeiten trägt einen Doppeltitel und wird an zwei Seiten einer übergrossen Wandtafel präsentiert. Auf der einen Seite steht: «Isabelle a 24 ans», auf der anderen Seite «Isabelle a 42 ans». Unter einer Folge von sieben Fotocollagen steht mit Kreide und von etwas unsicherer Hand auf der schwarzen Tafel geschrieben: «Isabelle a 24 ans un mètre soixante-deux cinquante et un kilo yeux verts et cheveux chatains. Elle allait dans les bars de la nuit puis rentrait le matin dans sa petite chambre”. Und auf der anderen Seite der Wandtafel steht, ebenfalls mit Kreide unter anderen sieben Fotocollagen geschrieben: «Isabelle a 42 ans encore belle et très à la mode a un amant bien plus agè qu’elle. Dans son portefeuille elle a des photos qu’elle ne montre à personne». Text und Bilder führen zu Fragen, lösen Phantasie und gleich eine mögliche Geschichte aus. Katrien de Blauwers «Isabelle a 24 ans…..Isabelle a 42 ans» ist im Musée des Beaux-Arts in Le Locle zu sehen. Vier sehr schön gestaltete Buchpublikationen von Katrien de Blauwer sind erhältlich: «I close my Eyes. Then I drift Away», «Cheveux longs…cheveux courts», «When I was a Boy” sowie “Why I Hate Cars”, alle erschienen bei “Fifty One Publications”. Bilder von Katrien de Blauwer? Bei Instagram und im Netz leicht zu finden. Aus urheberrechtlichen Gründen dort. Im Bild eine Seiute der im Text vorgestellten Arbeit.
Eingeworfen am 6.7.2020
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