Gertrude Fehr, Fotoschulgründerin

Portraitfotografie der Fotoschulgründerin Gertrude Fehr

Autor: Michael Guggenheimer

Gertrude Fehr. So bekannte Westschweizer Fotografen wie Monique Jacot, Luc Chessex, Yvan Dalain und Francis Reusser hat sie unterrichtet. Zu ihren Schülern gehörte auch der französische Modefotograf Jean-Loup Sieff. Zweimal hat sie eine Ausbildungsstätte für Fotografen gegründet, das erste Mal in Paris, das zweite Mal in der Westschweiz. Sie war selbst Theater- und Porträtfotografin. Und dennoch ist ihr Name in Vergessenheit geraten. 1885 wurde Gertrude Fuld in Mainz geboren, in München hat sie sich zur Fotografin ausbilden lassen, in ihrem eigenen Fotostudio waren 6 Mitarbeiter angestellt. 1933 verliess sie mit ihrem zukünftigen Mann, dem Schweizer Maler Jules Fehr, Nazi-Deutschland und eröffnete in Paris die Fotoschule Publiphot. Im selben Jahr erhielt sie die Goldmedaille der Mailänder Triennale für ihre Arbeiten als Theaterfotografin. Bekannt geworden ist ihre Pariser Fotoschule insbesondere im Bereich der Werbefotografie. Auf der Pariser Weltausstellung 1937 wurde Gertrude Fehr-Fuld, die von Man Ray inspiriert mit verschiedenen fotografischen Techniken experimentierte, mit mehreren Preisen ausgezeichnet. 1939 zog sie mit ihrem Mann in die Schweiz, wo sie in Lausanne die Ecole Fehr, ihre zweite Ausbildungsstätte für Fotografen, eröffnete, die 1945 nach Vevey umzog, um später in der Ecole des Arts et Métiers, der Kunstgewerbeschule von Vevey, als öffentlich anerkannte Ausbildungsstätte für Fotografen integriert zu werden. An dieser Schule unterrichtete sie Portrait- und Modefotografie. Insbesondere ihr Umgang mit der Farbfotografie machte zu Beginn der 50er Jahre ihre Bekanntheit unter Fotografen aus. Die Fotografie, auf der die 1996 verstorbene Fotografin zu sehen ist, hat der dänische Fotograf Erling Mandelmann gemacht. Gertrude Fehrs Werk blieb lange Zeit vergessen und wurde erst in den 1980er Jahren wiederentdeckt. Das Musée Suisse de l’appareil photographique in Vevey widmete ihr 1995 unter dem Titel «Gertrude Fehr ou la naissance d’une école» eine Ausstellung. Im Jahr 1997 wurden Fotografien von ihr in der Ausstellung «Sie haben Deutschland verlassen … müssen – Fotografen und ihre Bilder 1928-1997» im Rheinischen Landesmuseum Bonn gezeigt.

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