Die Namenerfinderin

Ein Buchcover, auf dem die Fotografin Gerda Taro zu sehen ist

Autor: Michael Guggenheimer

Wem sagt der Name Endre Ernö Friedmann etwas? Kaum jemandem. Und der Name Robert Capa? Man muss kein Kenner der Fotografie-Geschichte sein, um zu wissen, dass der aus Ungarn stammende Capa wohl einer der berühmtesten Kriegsfotografen war. Seine bekannteste Fotografie vom Tod eines republikanischen spanischen  Soldaten aus dem Jahr 1936 hat zahlreiche Interpreten gefunden. Schriftsteller Peter Härtling hat dieser einen Fotografie mit «Der spanische Soldat oder Finden und Erfinden» ein Buch gewidmet. Noch heute wird darüber diskutiert, ob die Fotorafie inszeniert war. Das Bild zeigt einen Soldaten, der eben von einer feindlichen Kugel getroffen mit seinem Gewehr in der Hand nach hinten fällt. Robert Capa war Ernö Friedmann. Den Namen erfunden hat die aus Stuttgart stammende Fotografin Gerda Taro. Auch der Name, mit dem sie als Kriegsreporterin berühmt wurde, war ihre Kreation. Denn ursprünglich hiess sie Gerta Pohorylle. Kennengelernt haben sich die beiden in Paris, wohin Gerta Pohorylle nach der Machtübernahme durch die Nazis zog. Ernö Friedmann brachte ihr das Fotografieren bei und sie besorgte ihm einen werbewirksameren Auftritt, indem sie ihm einen weitaus zügigeren Namen erfand und auch noch neu einkleidete: Anstelle der abgewetzten Lederjacke kam ein Anzug. Aus dem ungarischen Juden wurde der Amerikaner Capa. Gerda Taro, den Namen erfand sie sich für ein besseres Marketing ihrer Fotos, wurde Capas Agentin. 1936 ziehen beide nach Spanien, um den Kampf gegen Franco zu fotografieren. Er mit einer Leica, sie mit einer 6×6 Kamera. Ihre Bilder werden als seine verkauft, erst Jahrzehnte später wird dank des Fundes eines Koffers voller Negative und Bilder in Mexiko klar, dass manche Bilder, die man als Capa-Bilder kannte, von ihr stammen, denn die beiden haben häufig gemeinsam dieselben Szenen fotografiert. 1937 kommt Gerda Taro um, sie wird von einem Panzer der Francotruppen überfahren. Schriftstellerin Helena Janeczek hat in ihrem Roman «Das Mädchen mit der Leica», erschienen im Berlin Verlag, das Leben von Gerda Taro beschrieben. Ihr Roman stützt sich auf Gerda Taros Biografie von Irme Schaber.

Eingeworfen am 6.5.2020

1 Kommentar

  1. Bin immer wieder geschockt, dass es Zeiten gab, in denen Frauen sich hinter ihren Männern verstecken mussten, um berühmt werden und sein zu dürfen. Kennt denn nicht jemand eine Geschichte, in der es anders herum war???

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