Bieke Depoorter, Fotoerzählerin

Foto in der Ausstellung von Biene Depoorter

Autor: Michael Guggenheimer

Bieke Depoorter wurde im Alter von 30 Jahren als ordentliches Mitglied der Fotoagentur Magnum aufgenommen. Die belgische Fotografin (*1986) arbeitet in Langzeitserien. Im Düsseldorfer NRW-Forum zeigt sie in fünf Serien ihre Bilder, im Fotomuseum Winterthur einzig die Bilderfolge Agata. 2017 begegnet die Fotografin in einem Pariser Striplokal der jungen Performerin Agata (im Bild), die sie bis heute begleitet und fotografiert. Zwischen den beiden entsteht eine besondere Verbindung in einer Art wie sie Porträtfotografen sonst nicht eingehen. Die beiden Frauen besuchen sich gegenseitig, schreiben ihre Erfahrungen mit der jeweils anderen auf, kommen sich nah und bleiben dennoch distanziert.

Beim Betrachten der Fotografien stellt sich angesichts der Nähe der beiden Frauen und im Hinblick auf die Präsentation der Bilder vor Fremden die Frage: welche Wirklichkeit kann die Fotografin abbilden? Wie wirkt sich die Rolle als Beobachtende auf die Beziehung der beiden? Gibt es ein Machtgefälle zwischen Fotografin und Modell? In einem leerstehenden Haus , dessen Bewohnerin gestorben ist, zieht Agata die Kleider der wesentlich älteren Verstorbenen an. Ist sie jetzt eine andere? Depoorter ist mit ihren Serien auf der Suche nach ihrer Rolle als Fotografin, nach Dialog und Kooperation mit den Menschen, die sie porträtiert. Agata wirft ihr vor, zu wenig von sich zu zeigen. Immer wieder begleiten gemeinsame Erzählungen von Fotografin und porträtierter Person die ausgestellten Bilder, die man sich mit den Texten gerne auch in Buchform wünscht.

Eingeworfen am 12.2.2020

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